Die Winter Cycling Federation veröffentlichte diesen Beitrag bereits im Vorfeld des 9th Annual Winter Cycling Congress, der dieses Jahr von Donnerstag, 10. bis Freitag, 11. Februar online stattfindet. Achten Sie bei der Tagung auf die beiden Eco-Counter-Präsentation: die von Enrico am Donnerstag und die von Matt am Freitag.
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Bei der 7. Ausgabe der Tagung vor zwei Jahren in Calgary hatte Matt an einem eisigen Winderabend ein Pecha Kucha mit dem Titel „Daten im Pausenraum – Berufstätige Städter fürs Radfahren im Winter begeistern“ präsentiert. Es ging dabei um ein Schaubild, das zum einen den steigenden Winterradverkehr der Vorjahre und zum anderen die Mitwirkung der Montrealer Stadtbediensteten beim Winterdienst zeigte.
Basierend auf einer von Eco-Counter durchgeführten Langzeitstudie veranschaulichte dieses Schaubild die Tatsache, dass der ganzjährige Radverkehr in Montreal zwischen 2009 und 2018 um ganze 40 % zugenommen hat. Besonders auffällig war der Trend in den Wintermonaten. So war der Anteil derjenigen, die auch im Winter ihr Fahrrad benutzten, von 6 % im Jahr 2009 auf 13 % angestiegen, und in den kältesten Monaten Januar und Februar kletterten die Radfahrerzahlen in nur zwei Jahren (2015 vs. 2017) um ganze 159 %.
Das im Pausenraum der städtischen Winterdienst-Einsatzkräfte aufgehängte Schaubild sollte die Zunahme des Winterradverkehrs veranschaulichen und deutlich machen, wie wichtig es ist, Radfahrstreifen im Winter freizuhalten. Die Schaubildaktion war ein voller Erfolg. Die Winterdienstler zeigten sich begeistert von der Wertschätzung ihrer Tätigkeit, ein Schneepflugfahrer schwingt sich seither sogar selbst aufs Rad, um täglich zur Arbeit zu fahren!
Ein anhaltender Trend
Seither hat sich in Montreal viel verändert. An kalten verschneiten Wintermorgen steht man als Radfahrer mittlerweile nicht mehr mutterseelenallein vor roten Ampeln, und Wege sind besser freigeräumt denn je. Wie schlägt sich dieser Wandel zahlenmäßig nieder? Mit Hilfe der automatischen Radverkehrserfassungssysteme der Stadt lässt sich der Trend zum Radfahren im Winter auch zahlenmäßig festmachen.
Im November hatte Eco-Counter eine Nachverfolgungsanalyse durchgeführt, um den zuletzt festgestellten Zuwachs in dem weitläufigen zentralen Montrealer Stadtviertel Plateau-Mont-Royal, das von den Hauptpendelachsen von Nord nach Süd und Ost nach West durchquert wird, besser zu verstehen. Das Ergebnis wurde wie zuvor auf einem Schaubild präsentiert, diesmal aber flächendeckend an alle Bediensteten, PlanerInnen und Abgeordneten der Stadt verteilt, die tagtäglich im Einsatz sind, um Montreal zu einer ganzjährig fahrradfreundlichen Stadt zu machen.
Wer kein Französisch versteht, kann damit auf Anhieb vielleicht nichts anfangen. Schauen wir uns einige Daten deshalb einmal näher an. Ein Blick auf die Radverkehrszahlen der Nicht-Winter-Monate macht deutlich, wie stark und anhaltend der Zuwachs ist.
Das eindrucksvolle Wachstum wird nur noch durch den Boom des Winterradfahrens in Montreals Stadtteil Plateau-Mont-Royal übertroffen.
Gute Nachrichten für alle überzeugten Montrealer WinterradlerInnen: Das, was Sie schon seit Jahren selbst beobachten und berichten, stimmt: Es werden immer mehr!
Open Data und gute Anlagenauslastung
Aktuelle Tageswerte zum Radverkehr sind auf der interaktiven öffentlichen Website von Eco-Counter für das breite Publikum zugänglich, ältere Daten stehen als Downloads auf dem Open Data-Portal der Stadt zur Verfügung. Ein Blick auf diese Plattformen macht deutlich, dass die Radverkehrsanlagen der Stadt jahrein, jahraus gut ausgelastet sind. So konnten RadlerInnen beispielsweise den bislang nur zu wärmeren Jahreszeiten befahrbaren Rad-/Fußweg über die Jacques-Cartier-Brücke jetzt erstmals auch in den Wintermonaten nutzen. Der Weg wird geräumt und instandgehalten, und auf Twitter sind regelmäßig aktualisierte Zustandsinfos auf Englisch und Französisch verfügbar.
Ein Blick auf die öffentlichen Radverkehrsdaten für den unlängst eröffneten Winterweg über die Brücke verrät, dass die Anlage mit täglich 237 NutzerInnen im Winter schon jetzt gut ausgelastet ist. Aufgrund heftiger Schneefälle gingen die Zahlen Mitte Januar 2021 stark zurück, da der Weg wegen Räumungsarbeiten gesperrt werden musste, doch bereits am nächsten Tag waren die RadlerInnen wieder da.
Winterlicher Verkaufsboom im Stadtviertel-Fahrradhandel
Im Fahrradhandel geht der zunehmende Winterradverkehr mit Verkaufszahlen einher, die im Vergleich zu den üblicherweise eher schleppenden Winterverkäufen deutlich höher liegen. Im Gespräch mit zwei Stadtviertel-Fahrradladeninhabern erfuhren wir, wie sich das auf ihr Geschäft auswirkt. Bei einem Blick auf die in den Kassensystemen gespeicherten Verkäufe wird deutlich, dass insbesondere das Geschäft mit sogenannten Winterartikeln wie Winterreifen, winterspezifischem Service und saisonalen Artikeln (Handschuhen und sonstiger Funktionskleidung) besonders gut läuft. Stolz berichteten die befragten Ladeninhaber, dass sie in den Wintermonaten jetzt mehr Personal beschäftigen. Ihr Lohnbudget stieg im Januar 2021 im Vorjahresvergleich um ganze 40 %.
Die kommenden Montrealer Fahrradwinter dürften spannend werden, denn angesichts der zahlreichen Veränderungen der vergangenen Jahre ist vor dem Hintergrund des coronabedingten Fahrradbooms, der von der Stadt angekündigten Radverkehrsprojekte und der Nahmobilitätsförderung auf kommunaler und Bundesebene mit weiteren Zuwächsen zu rechnen.
Egal, was Montreal in Sachen Radverkehr künftig erwartet – automatische Zählsysteme werden den Zuwachs nachverfolgen und Radverkehrsplaner unterstützen.
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